Nov 19 2021

POSTPONED: Das Fremde und die deutsche Bühne Xenophobie und Identität

November 19, 2021

12:00 PM - 1:00 PM

Location

POSTPONED

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Chicago, IL

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Helga Kraft, Professor Emerita of Germanic Studies, UIC

Abstract:

Das Interesse am Xenophobie-Diskurs im deutschsprachigen Europa—d.h. an der Ausländerfeindlichkeit, dem Antisemitismus, der Diskriminierung aufgrund von ethnischen, Klassen-, Gender- und sogenannten Rassenunterschieden sowie an Behinderungen—steigerte sich in den letzten Jahren auffallend, teils im negativen teils im positiven Sinn. Auch die Kontroverse um die amerikanische Critical Race Theory und der Cancel Culture wird hier intensiv diskutiert.

Der Fokus meiner Präsentation richtet sich auf die Rolle, die Xenophobie in den darstellenden Künsten, insbesondere im Theaterbetrieb—sowohl auf wie hinter der Bühne—spielt. Die Frage nach einer Leitkultur, die sich an dominante Identitätsdebatten knüpft, ist hier zentral. Dazu gehört ein kurzer Exkurs in die Vergangenheit, der zeigt, wie die Behandlung des Fremden im 18. Jhd. (Lessing) und 19. Jhd. (Kleist) im Machtgefüge verhandelt wurde. Sodann untersuche ich ausgewählte Stücke des 20. und 21. Jahrhunderts—wie z.B. die von George Tabori, Peter Turrini, Elfriede Jelinek, Bettina Fless, Christoph Schlingensief—in denen Auswüchse von Fremdenangst und Fremdenhass aufschlussreich einem Theaterpublikum vor Augen geführt werden. In letzter Zeit sticht der Theatermacher Milo Rau (*1976, Schweiz) hervor, der mit seinen eigenen Stücken in ganz Europa und darüber hinaus praktische, politische Wirkungen erzielt, die weit über Brechts Erwartungen an seine Zuschauer herausgehen. Er experimentiert mit einem Theater als politisch wirksame Utopie.

Ein weiterer Fokus meiner Ausführungen liegt auf Diskriminierungen im Theaterbetrieb hinter der Bühne. Hier skizziere ich gegenwärtige Bemühungen, eine unterschiedliche Behandlung von Schauspieler*innen, Opernsänger*innen und Balletttänzer*innen und anderen Angestellten öffentlich zu machen. Z.B. richten sich Aktivist*innen gegen gewisse Intendanten, Regisseure und Kollegen, sowie gegen einen diskriminierenden Führungsstil und gegen strukturell verfestigte Praktiken sowohl im Theater wie auch in den Medien. Sie fordern Gleichberechtigung und finanzielle Unterstützung vom Staat, uns Sie verlangen z.B. getrennte Bühnen für farbige Künstler*innen. Außerdem zeige ich, warum die Frage, ob Vorführende identisch mit ihrer Rolle sein sollten, heftig umstritten ist und welchen Sinn dies macht. Soll nur z.B. nur ein Schwarzer die Rolle eines Schwarzen spielen dürfen? Die Debatte einer Diskriminierung ist auch hier stark von amerikanischen Künstlern der US-Film- und Theaterbranche wie auch von der Me-too-Debatte beeinflusst. Die Unterschiede in der Rezeption dieses Diskurses bringe ich auf den gegenwärtigen Stand. Die Wochenzeitung Die Zeit schreibt im September 2021: „Die Identitätsdebatte verändert die Schauspielkunst.“ Mein Vortrag soll diese Situation erhellen.

Contact

School of Literatures, Cultural Studies and Linguistics

Date posted

Oct 26, 2021

Date updated

Nov 15, 2021